In unseren Köpfen liegen zwei Sorten Fäden.
Die roten, die sich wie warme Gedankenstriche bewegen,
leicht, neugierig, ungeduldig.
Sie rennen oft los, bevor wir wissen, wohin.
Ideen, die zu früh aufstehen
und schon halbe Welten gebaut haben,
bevor wir überhaupt wach sind.
Und die grauen,
die schwerer liegen,
starrer,
als hätten sie zu lange gewartet
und dabei verlernt, flexibel zu sein.
Sie surren, wenn sie sich bewegen sollen,
wie Drähte, die zu viel Erinnerung tragen.
Die roten wollen Licht.
Die grauen wollen Ordnung.
Und wir stehen dazwischen,
in diesem stillen Spalt,
wo beides gleichzeitig zieht
und nichts sich entscheiden will.
Es gibt Momente,
in denen die roten tanzen wollen,
aber die grauen schauen zu laut zu.
Momente,
in denen der erste Schritt warm wäre,
aber unser Atem kalt bleibt,
weil irgendwo ein leiser Satz sitzt,
der uns sagt, dass jemand etwas erwartet.
Oft jemand, der uns wichtig ist.
Wichtiger, als uns lieb ist.
Wenn wir dann blockieren,
ist das kein Stillstand,
sondern ein Knoten aus Genauigkeit und Sehnsucht:
die Sehnsucht nach dem roten Faden,
die Genauigkeit der grauen Drähte,
und das Wissen,
dass beides in uns Platz hat
und sich trotzdem gegenseitig scheut.
Doch manchmal,
wenn wir nebeneinandersitzen,
nicht als Hilfe,
nicht als Kontrolle,
nur als zwei Menschen mit Fäden,
die einander erkennen,
wird etwas leichter.
Nicht viel.
Nur ein Stückchen.
Die grauen Drähte werden leiser,
wie eine Maschine, die runterfährt.
Die roten kommen vorsichtig näher,
wie Tiere, die prüfen,
ob der Wald friedlich ist.
Und dann bewegt sich ein Faden.
Ein kleiner.
Ein zarter.
Ein Gedanke, der noch nicht weiß,
ob er bleiben will.
Ein erster Eindruck,
ein Atemzug
ein warmer Schatten.
Dann geschieht etwas Kleines,
fast Unsichtbares:
Mehr ist es nicht.
Aber manchmal reicht genau das,
damit die Knoten nicht mehr
so fest aussehen
wie vorher.